Petites histoires = kleine Geschichten

1. Wo sind die Fische ?

Georges Kobylansky hat seinen Bildern nie Namen gegeben.

Jeder Betrachter soll ganz individuell für sich herausfinden was er in den Kunstwerken sieht, sehen will und was sie für ihn darstellen.

 

Jedoch tauchte bei Ausstellungen wiederholt die Frage nach Titeln auf. So auch diesmal, als bei einer Ausstellung eine Dame sich eines der typischen Naturbilder von Kobylansky anschaute, schilfartige Formen in grün.

 

Die Dame fragte den Künstler: "Was soll das Bild darstellen ?"

 

Georges Kobylansky antwortete: "Da sind Fische."

 

Daraufhin die Dame: "Fische ? Ich sehe hier keine Fische."

 

Georges Kobylansky: "Ja, die kommen auch erst, wenn wir weg sind."

 

2. Das geschenkte Bild

Georges Kobylansky pendelte der Liebe wegen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre zwischen Paris und Düsseldorf hin und her.

 

Im Sommer 1971 stieg Georges Kobylansky mal wieder in Paris in den Zug und machte dort Bekanntschaft mit einer jungen Frau von 19 Jahren. Sie hatte gerade Abitur gemacht, ihre Ferien in Paris verbracht und fuhr nun zurück nach Köln. Beide unterhielten sich gut, sprachen auch über Kunst und Georges Kobylansky zeigte ihr einige seiner Werke. So verging die Zugfahrt im Nu. Ein halbes Jahr später zu Weihnachten / Neujahr erhielt die junge Frau per Post ein Bild als Geschenk des Künstlers. Wie aufregend, so jung und schon ein erstes Kunstwerk von dem Künstler aus dem Zug !!

 

Die junge Frau konnte sich nie für das Bild bedanken, da ihr keine Adresse von Georges Kobylansky bekannt war. 40 Jahre später versuchte sie erneut zu recherchieren und fand eine Telefonnummer heraus bei der sie anrief. Es war die Telefonnummer der Tochter des Künsters. Die Tochter war jedoch nicht zu Hause, so nahm ihr Lebensgefährte den Anruf entgegen und hörte sich die Geschichte an. Als die Tochter nach Hause kam sagte er: "Das hört sich ganz nach deinem Vater an !".

 

3. Le Palais Rose

1969 55 x 38
1969 55 x 38

Das Palais Rose in Paris in der Avenue Foch wurde zwischen 1896 und 1902 von Boni de Castellane erbaut, ein hôtel particulier (vornehmes Privathaus).

 

1969 fiel das Palais Rose jedoch Spekulanten zum Opfer und wurde abgerissen um einem Hochhaus zu weichen. Kurz vor dem Abriss gab es einen Malwettbewerb an dem auch Georges Kobylansky teilnahm. Es entstand so eines der wenigen darstellenden Werke von Georges Kobylansky: Ein Bagger vor den kaputten Scheiben des Palais Rose.

 

Eine Dame aus Wuppertal besuchte im Januar 2013 die Ausstellung von Georges Kobylansky und war von den Bilder so begeistert, dass sie nach dem Ausstellungsbesuch im Internet recherchierte und auf das Bild des Palais Rose gestossen ist. Sie selber verbindet eine ganz besondere Beziehung zu Paris, eine Stadt in der sie auch eine Weile gelebt und gearbeitet hat. Eine Freundin wohnte sogar in der Avenue Foch, wo das Palais Rose einst stand. Die Dame war so angetan und berührt von den Bildern des Künstlers, der Geschichte und nicht zuletzt von dem Bild des Palais Rose. Dies ist auch ihrem Mann nicht verborgen geblieben. Ihr Mann hat sich dann still und heimlich auf die Suche nach dem Bild gemacht, es gefunden, erworben und seiner Frau geschenkt.

 

Das Bild des Palais Rose befindet sich heute in einer privaten Sammlung in Wuppertal.